20071129.00
Wenn ich recht erinnere, ist heute Karl Vietors
Geburtstag. Er ist vor hundert fuenfzehn Jahren geboren.
"Wie kannst Du das sagen? Wie koennen Sie das
behaupten?" sind die Fragen welche dem Philosophen
gebuehren. Denn er hat es sich zur Aufgabe gemacht die
Sprache zu verwandeln oder eine neue Sprache zu stiften um
seinen Einsichten, Anschauungen und Beschluessen Ausdruck
zu verleihen.
Erstaunlich finde ich, dass fuenfundsechzig Jahre
vergehen musste, eh es mir aufging das die philosophische
Theorie, das philosophische System, ein Modell des
Weltbildes und des Erlebens seiner Verfassers ist, ein
Muster das als Schablone dienen soll welche den Leser
befaehigt die Welt zu sehen wie der Verfasser sie sieht,
und folglich vergleichbares Erleben zu entwickeln.
Die philosophische Abhandlung ist also keineswegs
Wirklichkeit, ist auch nicht unbedingt ein Hinweis auf die
Wirklichkeit, ist vor allem Ausdruck der geistigen
Faehigkeiten, der Anlagen Ein- und Ansichten des
Verfassers. Gewiss, es ist erbaulich jenes Gedanken
nachzuspueren, und sich ein vergleichbares
Wirklichkeitsbild zu entwickeln: notwendig aber ist es
nicht; denn ein jeder Mensch muss sein eigenes Erleben
haben. Hat ja auch sein eigenes Schicksal und letztlich
sein eigenes Verstaendnis von der Welt und von der
Wirklichkeit. Das Nachdenken anderer philosophischer
Systeme mag zueilen erbaulich sein, aber nicht immer,
zuweilen auch konstruktiv; im Grunde aber ist und bleibt es
eine Uebung deren wichtigste Folge ist, die eigene
Erkenntnis, das eigene Erleben, zu steigern.
* * * * *
Zurueck - Back
Weiter - Next
2007 Index
Website Index
Copyright 2007, Ernst Jochen Meyer