20071225.00
Beim Lesen von Schopenhauers Welt als Wille und
Vorstellung ist es mir klar geworden, dass die
philosophische Darstellung (exposition) im Gegensatz zum
(philosophischen) Erleben, lediglich als Dichtung,
lediglich als Gedicht verstaendlich wird; als ein von der
Sprache nachgeschaffenes Erleben, davon Worte, Begriffe,
Ausdruecke die Mauersteine sind, aus denen eine Nachbildung
(replica) aufgebaut ist, Mauersteine die es letzten Endes
begrenzen. Die Nachbildung ist ein Schema, ein Modell der
erlebten, beziehungsweise, vorgestellten Welt.
Zu Grunde der philosophischen Schrift also liegt nicht
die Einsicht in das was die Welt im Innersten
zusammenhaelt, nicht das Verstaendnis der "Wirklichkeit";
Zu Grunde der philosophischen Schrift liegt der Klang des
Wortes, liegt (lediglich) der Sinn welche die
gesellschaftliche Unterhaltung dem gegebenen Worte mitgibt.
Dementsprechend wird die schriftliche Philosophie zum Spiel
mit Worten, wird zu einer zugegeben erhabenen Kunst welche
verschiedenen Ausdruecken verschiedene Bedeutungen und
Nebenbedeutungen (Connotations) beigibt. Der
philosophische Text ist eine Sondersprache welche der
Student zu erlernen hat. Ob oder in wiefern ein solches
Erlernen der Muehe wert sein moechte, ist eine weitere
Frage, welche zuweilen nicht leicht zu beantworten ist.
Zum Verstehen der philosophischen Schrift bedarf es
nicht einer formalen Philologie. Eine solche wuerde nur
eine weitere Verwicklung der ohnehin schon undurchsichtigen
Verhaeltnisse bewirken. Zum Verstehen der philosophischen
Schrift bedarf es der Einuebung in ein gewissenhaftes
Bewusstsein des Sinnes der Ausdruecke mittels derer diese
Schrift die Welt und des Menschen Erleben von ihr
darzustellen beansprucht.
Das philosophische Denken, hingegen, wenn man die
Leidenschaft um das Verstehen, Wissen und Begreifen als
solches bezeichnen darf; dies Denken erscheint am Ende die
natuerliche Fortfuehrung (extension, Fortsetzung) eines
ordinaeren Verstaendnisbestrebens, dieses Denken ist eigens
um seines Klarheit, Durchsichtigkeit, (transparency),
Genauigkeit, (accuracy), besorgt und bekuemmert, jedenfalls
insofern es nicht zur Systematik verleitet und verfuehrt
wird.
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