20081016.00
Es moechte an der Zeit sein, - Ich moechte die
Gelegenheit ergreifen das Paradigma des Verstehens
umzudrehen - sozusagen auf den Kopf zu stellen.
Die universelle herkoemmliche Vorstellung will es wahr
haben, dass das Geschriebene seinem Wesen nach, seiner
Struktur gemaess, seinem Inhalt und Aufbau entsprechend,
vernuenftig und verstaendlich ist oder sein sollte.
Jedoch, beim Betrachten der Paradoxien und Anomalien ins
besondere der Kantexegesen, beim Nachsinnen ueber den
Hergang des Verstaendnisses und der Deutung von Kants
Schriften, ist mir das Gegenteil klar geworden.
Gesetzt dass das Geschriebene wenn nicht gar sinnlos,
so doch als sinnfrei zu erkennen waere, und gesetzt dass
erst der Vorgang des Verstehens dazu diente dem
Geschriebenen den Sinn beizugeben, dann erschiene der Sinn
des Geschriebenen als ein dynamisches, ein sich ewig
veraenderndes Phaenomen, wachsend und schwindend, ein Feuer
das der Einzelne wie eine heilige Flamme im eigenen Gemuet
bewahrt und naehrt; wie ein Licht das die Gesellschaft im
geschlossenen Raum der Sprache in vergleichbarer Weise
pflegt.
Es ist unverkennbar, dass die Dualitaet von Ich und
Wir, von Individuum und Gesellschaft, eine zweite
Verstaendniskluft aufwirft; insofern als was ich verstehe
stets mit dem was wir verstehen vereinbart zu werden
verlangt. Diese Uebereinstimmung, aber, von individuellem
mit gesellschaftlichem Verstaendnis ergibt sich dann von
selbst aus dem Phaenomen der Sprache, oder widerspiegelt
sich in den Unbestimmtheiten der Sprache.
Kant's Kritik der Reinen Vernunft ist das
naechstliegende Beispiel. Es ist ein aeusserst
unvollkommener Entwurf, nach einen nur ungefaehr gesteckten
Ziele. Nicht Kant's Ausfuehrung ist es welche den Leser
begeistert; es ist die Vorstellung des Zieles die den Leser
anspornt den Weg zum Ziele zu suchen oder zu erfinden.
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