20081123.00
Ich deute die Subjektivitaet als das Erleben des
Einzelnen: sein Denken und sein Fuehlen. Ich deute die
Objektivitaet als die gesellschaftlich vereinbarte,
sprachlich vermittelte Darstellung der Wirklichkeit, eine
Darstellung welcher die unbeschraenkte Gueltigkeit welche
sie beansprucht keineswegs gebuehrt, aber zugleich eine
Darstellung welche eine scheinbar schrankenlose Wirksamkeit
menschlicher Zusammenarbeit ermoeglicht. Daher der Schein
grenzenloser Wirklichkeit der das Verstaendnis des Erlebens
bis zur Unmoeglichkeit erschwert.
So ergibt sich eine Dialektik zwischen Innen und Aussen,
zwischen Ich und Welt.
Die Erkenntnisaufgabe ist in der Spannung und Dynamik
dieser Dialektik zu lernen, zu verstehen und zu deuten;
Die ethische Aufgabe ist in der Spannung und Dynamik dieser
Dialektik zu handeln.
Die aesthetische Aufgabe ist in der Spannung und Dynamik
dieser Dialektik zu empfinden, und in weiterem, tieferem
Sinne, zu erleben.
Das Erleben ist stets in Gefahr in Worten zu
versickern oder von Worten erstickt zu werden;
Das Vorangehende ist beispielhaft auch fuer die Gefahr dass
die Sprache das getreue, wahrhafte Erleben durch
Wortschwall ersetzt und das wirksame Handeln erdrosselt.
Wir muessen uns aber trotzdem mit der Sprache abfinden,
weil uns keine andere Mitteilungweise zur Verfuegung steht.
Ist es nur Redensart wenn ich von der Notwendigkeit
schreibe, in der Spannung und Dynamik der Dialektik von Ich
und Gesellschaft zu lernen, zu verstehen und zu deuten?
Die Spannung der Gegensaetze wohnt jeder Dialektik inne.
Dialektik besagt Widerspruch; Widerspruch bewirkt Spannung;
und Spannung bekommt in dem kraftvollen Hinundher zwischen
den Gegensaetzen ihren dynamischen Ausdruck.
Die Spannung des Lernens liegt in dem Widerstand des
Nichtwissens gegen die Angleichung und Verwandlung welche
das Wissen bewirkt.
Die Spannung des Lernens liegt in der Tatsache, dass das
gesellschaftliche Wissen Forderungen an den Einzelnen
stellt denen er nicht unmittelbar nachzukommen vermag, und
dass das gesellschaftliche Wissen unvermeidlicher Weise die
Integritaet seines Geistes bedroht.
Eine entsprechende wenngleich kaum gewuerdigte Gefahr
bietet der lernende Geist dem Lernstoff welchen er, seinen
Faehigkeiten entsprechend, erweitern, beschraenken oder
anderweitig verwandeln wird.
Die Dynamik des Lernens ergibt sich aus der Bewegung welche
die Verwandlung des Gemuets besagt. Es ist aber nicht nur
der Einzelne der im Verlauf des Lernens der Verwandlung
unterzogen wird. Auch das Gelernte wird im Verlauf des
Lernens verwandelt, denkbarer Weise erweitert;
moeglicherweise aber auch begrenzt und verkleinert,
eventuell sogar verzerrt und verdorben.
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